KI

Zehn Mitarbeiter, null Gehälter: Mein Alltag mit KI-Agenten

22. Dezember 20254 Min. LesezeitArtur Thiessen

Ich habe in den letzten zwei Jahren etwas erlebt, das ich so nicht für möglich gehalten hätte.

Noch vor gar nicht so langer Zeit sah mein Alltag als Solopreneur so aus: Neben der eigentlichen Arbeit – dem, wofür Kunden mich bezahlen – hatte ich ständig andere Baustellen. Buchhaltung. Kundenakquise. Terminplanung. Die Arbeit am Unternehmen selbst. Die Liste hörte nicht auf. Oft saß ich von früh morgens bis spät in die Nacht am Rechner. Nicht weil ich wollte, sondern weil alles an mir hing.

Damals habe ich mir mit automatisierten Skripten kleine Inseln der Erleichterung geschaffen. Ein bisschen hier, ein bisschen da. Es hat geholfen, aber es war Flickwerk.

Heute ist das anders. Grundlegend anders.

Ich habe inzwischen nahezu alle diese Nebenaufgaben an KI-Agenten übergeben. Meine Buchhaltung läuft weitgehend automatisch. Lea, meine persönliche KI-Assistentin, koordiniert Termine, beantwortet E-Mails und greift auf mein gesamtes Unternehmenswissen zu. Und das Verrückteste: Selbst Software lässt sich inzwischen in einer Qualität entwickeln, die ich mir vor zwei Jahren nicht hätte vorstellen können.

Während ich diese Zeilen schreibe, arbeiten mehrere Agenten parallel an verschiedenen Aufgaben. Rund um die Uhr. Es fühlt sich an wie Magie. Fast so, als hätte ich plötzlich zehn Angestellte – nur ohne die Komplexität, die damit normalerweise einhergeht.

Das Ergebnis: Ich habe mehr Zeit für die Arbeit, die mir wirklich Spaß macht. Und ich habe mehr Zeit für meine Familie. Das klingt vielleicht nach einer dieser übertriebenen Versprechungen, die man überall liest. Aber es ist einfach das, was ich gerade erlebe.

Ein ganz normaler Morgen sieht bei mir inzwischen so aus: Ich klappe den Laptop auf, und da liegt schon alles. Die Buchhaltung ist erledigt – Belege sortiert, kategorisiert, fertig für den Steuerberater. Eine Ausschreibung wurde über Nacht analysiert und bewertet, inklusive Entwurf für die Bewerbung. 63 neue potenzielle Kunden wurden gefunden und in meinem Stil angeschrieben – nicht generisch, sondern so, wie ich es selbst formulieren würde. Dazu eine Zusammenfassung, was heute ansteht: Termine aus dem Kalender, wichtige E-Mails, Prioritäten. Und mein privates SaaS-Projekt? Hat über Nacht zwei neue Features bekommen und einen Bug weniger.

Das klingt fast unwirklich, wenn ich es so aufschreibe. Aber es ist einfach das, was jeden Morgen passiert.

Allerdings – und das ist der wichtige Teil – kam letzte Woche auch das hier vor: Ein Agent hatte mir Code für ein neues Feature geliefert. Sah auf den ersten Blick perfekt aus. Saubere Struktur, gute Lesbarkeit, Tests liefen durch. Erst beim zweiten Hinsehen fiel mir auf: Er hatte eine zentrale Sicherheitsprüfung "vereinfacht" – also entfernt. Das wäre in Produktion übel ausgegangen.

Die Vorstellung, dass alles komplett vollautomatisch läuft – die musste ich mir aus dem Kopf schlagen. "Human in the middle" ist nicht optional. Es ist Pflicht. Zumindest heute noch.

Was ich aber auch gemerkt habe: Es geht nicht nur ums Prüfen. Es geht ums Iterieren. Man dreht Schleifen mit der KI. Schaut sich an, was rauskommt. Gibt Feedback. Justiert nach. Und dann noch mal. Das klingt vielleicht erstmal mühsam – ist es aber nicht. Es macht tatsächlich Spaß. Dieser Dialog mit der KI, dieses Hin und Her, bis das Ergebnis sitzt. Und das Beste daran: Die Ergebnisse skalieren. Was beim ersten Mal eine Stunde dauert, geht beim zehnten Mal in Minuten. Die Agenten lernen den Kontext, die Vorlieben, die Standards. Es wird besser, nicht schlechter.

Ich beobachte viele Solopreneure und Unternehmer, die noch genau da stehen, wo ich vor ein paar Jahren war. Die noch alles selbst machen. Oder die einfach noch keine Zeit hatten, sich ernsthaft mit dem Thema zu beschäftigen. Ich verstehe das. Zeit ist genau das, was fehlt, wenn man in diesem Modus steckt.

Aber ich frage mich manchmal, ob ihnen bewusst ist, was sie gerade verpassen. Nicht im belehrenden Sinne. Eher im Sinne von: Da draußen passiert gerade etwas, das die Spielregeln verändert.

Ich bin gespannt, wo das alles hinführt.

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